Sonntag, 25. Juni 2017 20 Uhr ... nein 18 Uhr ...
PATRICIA VONNE & BAND
Man sagt, man sieht sich immer zwei Mal im Leben …
Patricia Vonne habe ich nun zum 3. Mal mit Freude gesehen …
(…und werde sie immer gern wieder sehen!)
Doch vorab … eine kleine Reise in meine Vergangenheit .. Konzerte … live Music …
über 40 Jahr eine immer wieder aufregende Sache …
vom BEATCLUB in Langelsheim damals - ein kleines, umgebautes Kino in tiefster Provinz, aber fein, damals „große“ Bands auf der viel zu kleinen Bühne. Als Zuschauer immer nah dran … ein
Gefühl, „zuhause zu sein“, dabei, mittendrin, Musik(er/-innen) „zum Anfassen“.
Dann größere Hallen, Stadthalle Braunschweig, Kuppelsaal und Eilenriedehalle Hannover, Open-Air-Parkbühne Hannover, Open Air am
Raffteich und VW-Halle Braunschweig … unmögliche (!) „Events“ auf VW-Werks-Parkplätzen … (I –REALLY!- Can Get No Satisfaction…
„) oder Messehallen in Hannover … („Believe“ me: Fazit: „nie wieder“ Musik unter Massen … !!!)
Und dann … BLUESGARAGE Isernhagen zurück zur Basis, zurück zum ganz alten Gefühl,
wieder dabei und zuhause zu sein.
„Kniestedter Kirche in SZ Bad. Ok! Trotz des dort typischen Publikums
(mit Quasselwasser „gedopt“ – während der Musik … Abzug in der B-Note!)
Dann die „Wegwarte“ in Lucklum: „cozy!“ Noch eine weitere Basis. Wie auch:
dann Kulturbahnhof Gifhorn … noch kleiner, fast zu klein … alle wichtig!
Und jetzt „Altes Schützenhaus“ in (Wester-)Celle … ein Ambiente „wie ganz, ganz früher“, als Musik „auf dem Dorf“ begann … ein kleiner Saal mit Theke, schnell mal einige Bühnen-Elemente aufgebaut, der Schlagzeuger fast in einem anderen Raum hinten …
Konzert PATRICIA VONNE & BAND.
Terminiert auf 20 Uhr, wohl spontan vorverlegt auf 18 Uhr … gut, daß ich immer früh da bin … Dennoch … (viel zu) wenige Zuschauer im „Saal“ … Alles bei Tageslicht von außen … Egal!
Patricia Vonne!!!
Diese Frau lebt, eine Energie und Lebensfreude in ihrer Performance, wie man sie selten heute sieht, nicht einstudiert, echt, Rock & Roll … Texas / Mexico – English, Spanisch …
Daß sie –musikalisch- groß ist, weiss ich schon seit letztem Jahr …
Daß wir beide, nebeneinander stehend, fast gleich „hoch“ sind, merke ich,
als sie mich (!) begrüßt vor dem Konzert. Wir unterhalten uns, ich habe wieder das Gefühl, einen unbezahlbaren Moment zu erleben!
Dann beginnt das Konzert …
„Dark Mile“, „This Cat’s In The Doghouse“ … laut und
ungestüm,
aber immer melodiös und perfekt vorgetragen, Jan Pohl, der Schlagzeuger, treibt präzise und sehr kräftig an, der Bassist Harmen de
Bresser hält locker mit (beide waren auch im letzten Jahr dabei).
Dazu dann der wunderbare Robert LaRoche an der Gitarre, perfekt auf seine Frau abgestimmt, die ja
ebenfalls Gitarre spielt, beide wechseln sich ab, akustisch und elektrisch … wobei Robert auch der perfekte Roadie für Patricia ist ...
Patricia Vonne natürlich auch mit den Kastagnetten, die sie perfekt beherrscht.
Sie geht damit ins Publikum und tanzt mittendrin, während die Band lächelnd weiterspielt … bis sie wieder auf der Bühne ist.
Es folgen einige neue Stücke, einige ältere und alle sind … 100 % echt.
Viel Applaus! Dann kündigt sie die "Pause" an.
Und steht sofort an dem kleinen Merchandising Stand. CDs gibt es, T-Shirts, Fotos.
Und: Kastagnetten! In roter Farbe, in schwarz ... einzeln signiert. Olé!
Sie spricht mit den Fans, die sich zuerst nicht so trauen, dann aber doch zu ihr kommen. Man macht Fotos mit ihr, sie unterhält sich mit den Leuten. Ist unglaublich freundlich. Gibt Autogramme, und
man merkt, sie gewinnt die Herzen der Leute damit. Einfach so, weil sie eben so ist, wie sie ist.
Sie ist wirklich nicht nur „von außen“ schön…
Ich frage sie kurz vor dem 2. Set, ob sie heute auch mein Lieblingslied spielen
…
„Ravage My Heart“ (vom Album „Rattle My Cage“). Yes! J ( … mi corazon !!!)
Als sie es dann ankündigt, sagt sie, daß sie es für mich spielt … und das Paar am Nebentisch, daß gerade ihr erstes Baby erwartet.
Und dann spielen sie das Stück und es ist einfach wunderbar!
Dazu Robert LaRoches tolles Gitarrensolo mittendrin und von ihr so gesungen, wie es nur sie kann. Mein Lieblingsstück!
„Ravage My Heart“ heißt übersetzt ungefähr „Verwüste mein Herz“ …
... daß meines sehr schnell schlägt in diesen Momenten, muss ich nicht sagen…
Tue ich aber doch!
Unbezahlbare Momente!
Sie kündigt einen Song an, den sie als „Birthdaysong“ (für ihre Großmutter)
bezeichnet.
Fragt ins Publikum, ob jemand Geburtstag hätte. Als niemand sich meldet, fragt sie mich (!), wann ich Geburtstag habe:
„Peter, when is your birthday?“
“October!” … sie lacht: “Rocktober!” …
und sie spielen das Stück.
Auch, wenn ich mich wiederhole: unbezahlbare Momente! J
Dann folgen noch weitere starke Stücke, „Rattle My Cage“, sehr
druckvoll, heavy …
und einige neue Stücke, die Vorfreude machen auf das neu, noch entstehende Album.
Das 7. Album von ihr.
Dann ist das Konzert zuende, großer Applaus im Saal.
Aber es gibt natürlich noch Zugaben!
ein Titel (das einzige Fremdstück – von Buddy Holly) gesungen von Robert LaRoche,
mit Patricia Vonne am Schlagzeug! Wobei Jan Pohl zeigt, daß er auch Gitarre spielen kann.
Die Zuschauer sind begeistert! Ich auch. Ich immer. So ist es eben.
So eine kleine „Venue“ … dieses „Alte Schützenhaus“ in Westercelle.
Man hatte –vor dem Konzert- eher das Gefühl, in einem großen Übungsraum zu sein …
dieser kleine Saal, das Tageslicht kam durch die Fenster … die Bühnenbeleuchtung ist
im Grunde überflüssig und kaum zu sehen, man sieht es draußen, auf der Straße, regnen,
Leute gehen vorbei (Erinnerungen an den Kulturbahnhof in Gifhorn … bei Konzerten drinnen
kommen da auch Leute über den Bahnsteig draußen vorbei und wundern sich … J )
Wir sind hier wirklich an der Basis … Menschen für Menschen … und das ist auch gut so. Ich bin dankbar, daß es sowas noch gibt!
Und ... ich habe Autogramme ...
Ja, dieser Text ist wieder lang. Mein Chefredakteur hat nichts dagegen… J
Kurz hätte ich schreiben können: schönes, tolles Konzert mit einer tollen Band und
einer tollen, schönen Patricia Vonne und ihrer tollen Musik.
(Dann hätte der Text 4 x herum-"ge-tollt" … aber das reicht mir nicht unbedingt.)
Gedanke
Es mag ja für manche wirklich schon sein, einen riesengroßen Bühnen-Event zu erleben,
der den Stromverbrauch eines Großstadt-Flughafens hat, wo Licht und optische Effekte
per Computer gesteuert werden, angepasst an die MIDI-Steuerung der Mixerkonsolen …
und irgendwie kleine Menschen vorn herumspringen, die man dann überlebensgroß
-leicht zeitverzögert- dann auf Leinwänden beobachten kann … bei ohrenbetäubender
Lautstärke vielleicht (ok, DAS stört mich weniger … J ) – a b e r …
Wenn man das alles „durch“ hat und auch durchschaut hat … und „die Verpackung dabei
weitaus mehr ist, als der eigentliche Inhalt … „ - und die zum großen Teil dann auch
meist bewußtseinslosen Massen dann um sich herum nach Vorschrift –wie im TV-
„sich vokal äußern hört“ (johlen, brüllen, wowen … ) - für hohe Eintrittspreise, versteht sich …
ist es an der Zeit, zurück an die Basis zu gehen und das Wahre und Echte zu suchen.
Und manchmal findet man es und denkt, wie schön, die Zeit hier verbracht zu haben.
Ein Konzert lang mal alle Sorgen und den Alltag vergessen zu haben und mit großen Augen
und offenen Ohren dabei gewesen zu sein, was Musik wirklich ausmacht.
Natürlich sollte ich im Text das „man“ durch „ich“ ersetzen … denn es gilt ja nur für mich.
Mir ist das so. Ich fühl mich gut. Und ich weiß … ich bin da nicht alleine. Es gibt sie noch,
die letzten einer vermutlich aussterbenden Art … und Du weißt sicher, wen ich meine.
Text und Fotos: Peter Froböse /Endemic Productions