BIRTHDAYS and more ...

Leider ist Hazy Osterwald kurz nach seinem Geburtstag verstorben.

Er wurde 90 Jahre alt. Rest In Peace!

 

HAZY OSTERWALD  < 18. Febr. 1922 - 26. Februar 2012 >

 

Danke für den "Kriminaltango", den Konjunktur "Cha Cha Cha"

und viele andere :-) Titel!

 

(Den "Krinimaltango" spielten wir in der Anfangssequenz von

  "Songs For A Wintersnight / Lieder für eine Winternacht"

  am 19. Jan. 2008. Diese Musik hat viel Spaß gemacht!  )

GEHEN WIR MIT DER KONJUNKTUR?

 

Nein, heute gratuliere ich

 

H A Z Y   O S T E R W A L D  

zum 90. Geburtstag!

 

Vom anspruchsvollen Schlager zum Jazz!

 

Respekt!

 

 

Ehrlich: das waren damals noch Texte !

Und die Musik - gekonnt !

( Götz Alsmann sei mein Zeuge !)

 

 

18. Februar 2012  P.F.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

BOB DYLAN    (or whoever he is... )

 

Vor vielen Jahren erschien ein Peanuts-Strip von Charles M. Schulz. Charly Brown, der ja von allen Charly Browns der Welt, der „charlybrownste“ war und Linus standen an ihrer Philosophenmauer, wo sie oft über ihre Welt philosophierten.

 

Charly Brown: „ Bob Dylan wird heute 30 Jahre alt.“ Linus: „ Das ist das Traurigste, was ich je gehört habe!“

 

Für die jungen Unwissenden: Es ging der Spruch damals um: "Trau' keinem über Dreißig!" 

 

Die Peanuts hatten natürlich eine andere Situation: sie wurden nie älter. Bob Dylan schon. In der damaligen Zeit war „Alter“ ja auch etwas Negatives, „I hope I die, before I get old!“ sang Roger Daltrey in „My Generation“ von The Who. Ich war damals auch  jünger und hatte eine ganz andere Vorstellung davon, wie es wohl sei, wenn man "älter" wäre … ganz anders, wie ich heute weiß!

 

Bob Dylan wird jetzt 70 Jahre alt.

In dieser Zeit hat er es irgendwie geschafft, ein Phänomen zu bleiben, mehr oder weniger, ein Mythos, ein Freigeist, einer, der sich lieber entzieht, als sich zu öffnen. Noch heute erinnere ich mich tief bewegt daran, wie er bei einem Open-Air-Konzert in Bad Segeberg (ja, die Karl May Bühne am Kalk-Felsen) vorn auf der Bühne, als der Regen einsetzte und das Publikum nass wurde, zu uns da unten sagte:

„It’s raining here too!“

Bob Dylan hatte zu uns gesprochen! Ich vereinnahmte diesen Satz für mich allein, wie jeder im Publikum.

 

Wer ihn kennt, weiß, daß Kommunikation zu seinem Publikum nicht seine Stärke war und vermutlich immer noch ist. „Judas!“ rief ihm ein „Folk-Verbissener“ einmal zu, bei einem der ersten Konzerte, bei dem elektrisch verstärkt wurde, die E-Gitarre die Folkgitarre ersetzte. Dylan zögerte. Ein Mann, der im Leben messerscharf und druckreif sarkastisch sein konnte, zögerte. Und sagte dann: „I don’t believe you!“ Im Publikum mehr Beifall alls Buhrufe. Und laut: „You’re a Lyer!“ Und stürzte sich danach in eine der beeindruckendsten Versionen von „Like A Rolling Stone!“

 

Als ich die DVD Dokumentation über und mit ihm bekam, legte ich sie in den DVD Player, nicht ganz korrekt kam erst nur der Ton und kein Bild. Jemand sprach, freundlich, nett und irgendwie wußte ich nicht, wer das nun ist. Dann kam das Bild … Bob Dylan. Oder war es Robert Zimmerman, der Mann, der Bob Dylan gibt? Ganz entspannt. Ganz unerwartet.

 

Und das macht ihn aus. Seine Songs. Selbstverständlich. Seine Texte. Songs, die man verbiegen, umarrangieren und neugestalten kann, neu interpretieren und leben lassen kann. Wie er es selbst macht. „Er kann,“ so ein Zitat aus einem Buch, „mit seinen Songs machen, was er will. Es sind seine. Er darf sie auf der Bühne auch zerstören.“ Ein Schlag ins Gesicht der phantasielosen Nachspieler in unzähligen Coverbands. Deren Existenz würde Bob Dylan sicher nicht wahrnehmen, höchstens, wenn die Tantiemen fließen. Und das sei ihm gegönnt. Wenn nicht ihm, wem denn dann?

 

Zunächst gab es den „Bob Dylan“ mit den Protestliedern. So nannten es die Leute damals, sehr lange her, die immer Parkas trugen, Wildlederboots, Sticker „Make Love, Not War“ und dergleichen. Poster vom rebellischen Dylan hingen in deren Zimmern. Und dann … macht der Kerl doch einfach keine Protestsongs mehr sondern Liebeslieder und so. Der „Mistkerl“ protestiert nun nicht mehr … für sie. Die sie selbst nichts taten, aber um die Welt zu retten, diese Protestsongs hörten …“ How many times must a cannon ball fly … „ tja, was nun? Nun die E Gitarren und so’n Zeug! Wo sind die alten Pete Seger Platten?

 

Ein Teil einer Generation war verwirrt, ein Teil fand’s toll … und bis heute hat „der Meister“, wie ihn manche respektlos nennen, einen Schlenker nach dem anderen gemacht. Um die Leute zu verwirren? Um sich selbst neu zu motivieren? Er hätte ja auch in Las Vegas den „Protest-Elvis“ geben können, „…how does it feel?“ zu Champagner und Diamentengerassel. „It’s allright, Ma! I’m only bleeding!“

 

Dylan, der Folkie aus der Arbeiterklasse. Dylan der Texter, der die Beatles und andere dazu inspiriert hat, das einfache „2 Minuten 30 Sekunden (Radio-)Lied“ zu verlassen und sich weiterzuentwickeln. Dylan, der Revolutionär, der von der „Westerngitarre“ (was für ein blödes Wort!) zur E-Gitarre wechselte, die er, was Soli betrifft, immer noch nicht spielen kann … wen stört es? Mich nicht. Dylan der Countryman, der mit Johnny Cash die „Nashville Skyline“ betrachtete, der seinen eigenen „New Morning“ hatte, in Woodstock, wo er wohnte, nach dem Unfall. Dylan der auch unsägliche Platten veröffentlichte, wie „Selfportrait“, was eigentlich eine Verhöhnung eingefahrener Gewohnheiten darstellte. Dylan, der Mann, der bei einigen Entsetzen hervorrief, als er vom jüdischen zum christlichen Glauben wechselte, sich dort suchte und vermutlich auch nicht fand, dessen Alben wie „Saved“ nicht nur Kopfschütteln hervorriefen bei manchen. Ich dachte damals, würden die Songs vom Saufen und Herumhuren handeln und nicht so sehr von (sogenannten!) Soulsängerinnen in Grund und Boden gecroont werden, wären viele begeistert.  Dylan, der immer wieder „Unbelievable“ weitermachte, Hippietross-mäßig im „Hard Rain“ live in USA, sanft und weich in Budokan in Japan, merkwürdig mit Grateful Dead live herüberkam, besser dann mit dem congenialen Tom Petty und seinen Heartbreakers … und und und – die Never Ending Tour läuft auch heute noch.

 

Zuviel vielleicht. Wie bei Ian Anderson und Jethro Tull:

die Stimme wird eine andere.

Der ganze Eindruck wird anders. „Jack Frost“. So nennt er sich als Produzent. Und ist stolz auf seine Produktionen. Endlich klingt er so, wie er klingen will. Sagt er. „I don’t believe you!“ sage ich. Und ergänze: „Who cares?“ Nobody! Bob Dylan am allerwenigsten.

 

Ich stehe vor meinem Plattenregal, bzw. vor meinem CD-Regal. Ich kann die Anzahl meiner CDs nicht mehr bestimmen, gebe sie „in Metern“ an. Bob Dylan hat „mehr als einen Meter“. Viel mehr. Und vor mir erscheint ein Kalaidoskop von Facetten, von Songs, Texten, Liedern, gute, weniger gute, bessere und unvergleichliche. Diese Vielfalt macht es erst interessant und so besonders. Wären alle Songs von ihm unvergleichlich … wäre er dann noch ein Mensch? Kaum.

 

Jeder Film hat Hauptszenen, Nebenszenen, Ruheszenen, dramatische Szenen, lustige Szenen … und die Mischung, die Dramaturgie des Ganzen macht es dann aus. So sind auch Nebendarsteller oft wichtiger als die Hauptdarsteller, die ohne sie nicht existieren können. Das Gesamte, das Gute, das kommt erst aus der Mischung aller Komponenten.

 

Bob Dylans Schaffen kann man nur so sehen. Auch in dem Bewusstsein, daß er sicher über diese Aussage innerlich herzhaft lachen würde. Denn alles war sicher nicht so gemeint. Kryptisch wie immer. Und gut. Jeder hat so seine eigenen Sätze verinnerlicht, jeder hat seine „Dylan-Zitate“, jeder, der sich je mit ihm ernsthaft und offen beschäftigt hat.

 

Jetzt gibt es wieder viele Sendungen im Fernsehen, wo wieder niemand schafft, das ganze „Phänomen Dylan“ auch nur annähernd zu „fassen“. Weil es nicht gefasst werden will. Seriöse Journalisten in guten Zeitungen werden das Feuilleton mit mehr oder weniger guten Formulierungen und Beiträgen füllen, nachhaltiger, als es die heutige TV-Form vermag. Einige werden sich „kritisch“ (?) mit ihm auseinandersetzen, obwohl er sich nie mit ihnen an einen Tisch setzen würde. Ich selbst würde, wenn man mir die Gelegenheit gäbe, mit ihm zu sprechen, alle Ausreden erfinden, um nicht mit ihm sprechen zu dürfen, zu groß wäre mein Respekt vor der Person, zu wenig würde ich ihm mit meinem kleinen Geist behelligen wollen. Und außerdem lassen solche Meetings die "Großen" dann immer "auf menschliches Format schrumpfen" ... schon erlebt. Muss nicht sein.

 

Aber ich würde, gesetzt den Fall, ich würde lesen, daß es ihm schlecht geht, ihm im Geiste signalisieren:

„ It's raining here too ! “

 

Und wie sagte Charly Brown noch:

„Es regnet auf die Gerechten und Ungerechten.“

Und Linus sagte: „Das ist ein gutes System!“

 

HAPPY BIRTHDAY, SIR!

 

and may you stay ... forever young!

** or:  whatever this is ...