Eine Art Interview  [ Teil 2 ]

 

Kann man sich selbst interviewen? Sicher nicht. Ohne eingewiesen zu werden … aber andererseits … ist vielleicht mal eine etwas andere Art, etwas über sich bekannt zu machen.

 

Also interviewe ich (P.F.) mal den, den ich mal „Peter Beechwood“ (P.B.) nennen möchte. Namen sind eh' Schall und Rauch.

 

"Peter Beechwood" hat es eigentlich gut, muss sich nicht um sein Einkommen und die normale Arbeit kümmern, sonder nur um das, was mit Musik etc. zu tun hat. Manchmal würde ich zu gern mit ihm tauschen!

 

P.F.:         Wie war das denn nun mit den Gitarren – in der Praxis?

P.B.:        Zunächst einmal war ja da dieser Wunsch, auch mal eine zu haben und spielen zu können. Das war schon ein dolles Ding damals, man konnte sie sich schnappen und mitnehmen und konnte bis zu 6 Töne gleichzeitig erzeugen … was ja eine Trompete zum Beispiel nicht konnte. Meine Schwester spielte in einem Posaunen-Orchester hier und ich nahm mir mal eine Posaune und versuchte, Töne herauszubekommen, klang zuerst furchtbar und nach einiger Zeit auch nicht besser …

 

P.F.:        Und dann diese „Botox-Lippen“, oder?

P.B.:        Genau! Ich vermute, dieses „Schönheitsideal“ hat damals eine Frau erkannt, die Posaune spielte … ich fand es furchtbar. Fast so wie nach dem Zahnarzt, wenn die Spritze nachlässt …

 

P.F.:        Also: Posaune war nichts?

P.B.:        Nein. Das Instrument ist natürlich an sich toll, heute nehme ich den Sound so vom Sampler, das ist klasse und die Lippen sind noch normal. Vom Sampler spiele ich ja auch andere Blasinstrumente ein, nicht so im Vordergrund, das würde man schon sehr merken, aber im Hintergrund … ist schon klasse. Oder auch solche Sounds mit dem Gitarrensynthesizer!

 

P.F.:        Das ist ja schon weit im „Heute“. Wie war das aber damals?

P.B.:        Aufregend! Meine erste Gitarre bekam ich ja von meinem Vater geschenkt, er hatte diese alte Framus, eine aus der „Missouri“ Serie, auf einer Auktion erstanden. Das war ein Ding! Weihnachten kam er dann damit herein – eine wirklich schöne „Bescherung“. Und meine Schwester bekam ein Akkordeon. Da hatte ich aber Glück.

 

P.F.:        Ja der alte Witz! Jeder weint, wenn man eine Zwiebel aufschneidet, aber niemand, wenn man ein Akkordeon aufschneidet.

P.B.:        Genau! Natürlich kann das auch ein schönes Instrument sein, manche können es ja auch gut spielen. Leider nur manche … Ich habe das auch mal versucht, man muss immer ziehen und sieht nicht so recht, wo man hingreift und dann diese kleinen Knopftasten … vermutlich war ich zu dumm! Heute nehme ich wieder Sampler-Sounds, wenn es mal ein Akkordeon-Sound sein soll. Übrigens können Akkordeonspieler meist nicht über diesen Witz lachen!

 

P.F.:        Gehört Humor in die Musik?

P.B.:        Auf jeden Fall! „…does humor belong to music?“ fragte ja bereits Frank Zappa. Leider wird das meistens alles so Ernst genommen, weil Musiker ja oft “Mimosen” sind und sich krampfhaft an etwas festhalten, was eigentlich keinen Halt gibt, zumindest nicht langfristig. Manchmal denke ich, wenn das lockerer und humorvoller vor sich ginge, wäre es für viele leichter und würde einfach mehr Spaß machen.

 

P.F.:        Auf jeden Fall. Nicht nur aktiven Musikern

P.B.:        Genau. Früher gab es ja diese „Kämpfe“ der „Fans“ … „meine Band XYZ“ ist besser als „deine Band ZYX“ … und dann wurde aber herumgegockelt mit diesen Sachen … manche suchten sich unbekannte Bands, die meist auch gar nicht so gut waren, nur, um etwas zu kennen, was andere nicht kannten … also mich hat das dann irgendwann gelangweilt, ich fühlte mich an den Film „Der Krieg der Knöpfe“ erinnert.

 

P.F.:        Ich hatte damals ja auch, als alle Eric Clapton toll fanden, dick „Peter Green“ auf meinem Etui in der Schule aufgemalt … den fand ich damals auch besser.

P.B.:        Zu Recht! Leider ist er dann abgedreht und heute nur ein Schatten seiner selbst. Aber damals war er schon ein toller Musiker. Dieser Ton! Wunderbar. Aber: er lebt noch, wie Eric Clapton auch … der hat auch die Kurve gekriegt und das freut mich. Obwohl – wenn man seine Autobiografie liest … all die schöne Musik damals, sie scheint nur unter Drogen- und Alkoholeinfluss entstanden zu sein. Kein Wunder, daß der nun seit Jahren „cleane“ Eric Clapton irgendwie nicht mehr so … „zündet“. Nicht, daß er schlecht ist … aber irgendwie verwaltet er nun ein Erbe der alten Bluesleute …

 

P.F.:        Aber „Cream“ war schon toll damals, oder?

P.B.:        Ja: „bom-bo-bomm-bo-bomm-bomm … „ was war denn das für eine Musik, damals nach der Schule im Braunschweiger „Strohhalm“ … „I Feel Free“ von Cream … als die Gitarre ansetzt und dieses Schlagzeug … Bingo!

P.F.:        Aber dann wurden selbst Instrumente angeschafft…

P.B.:        Genau. Zuerst eine Cimar Konzertgitarre. Mewes, Braunschweig. Mit meinem Schulfreund Michael May. Er und der Verkäufer lachten mich aus, als ich, der ich dachte, die Nylon-Saiten „seien doch nur so“, fragte, ob man mir gleich „richtige“ Stahlsaiten auf die Konzertgitarre ziehen könne. Fauxpas!

 

P.F.:        Und wie. Sehr peinlich.

P.B.:        Genau. Aber noch heute denke ich daran und habe mich seitdem mehr und mehr informiert, bei Fachleuten, in Fachgeschäften, wo ich bei guter Beratung auch gerne dann mal mehr bezahle, wenn ich was kaufe, in Fachmagazinen, überall, wo man nachlesen konnte, heute natürlich Internet. Das gab es ja „damals“ nicht so gut wie heute.

 

P.F.:        Wir wollen jetzt nicht alle Instrumente nach und nach aufzählen, die gekauft wurden. Was war denn wichtig überhaupt, bzw. ist heute, mit mehr Erfahrung, wichtig beim Kauf eines Instrumentes?

P.B.:        Natürlich ist das Budget ziemlich mitentscheidend, innerhalb des Budgets gibt es heute eigentlich immer nur 3 Kriterien für mich.

 

P.F.:        Was sind die „3 Kriterien“?

P.B.:        1. Ich muss mich freuen, wenn ich das Instrument sehe.

                2. Ich muss mich freuen, wenn ich das Instrument anfasse.

                3. Ich muss mich freuen, wenn ich das Instrument höre.

 

P.F. :       Beziehungsweise muss das Instrument diese Freude auslösen!

P.B.:        Genau. Nach einigen Jahrzehnten Erfahrung ist das natürlich leicht. E-Gitarren zum Beispiel haben auch so eine Art Eigenleben. Es gibt E-Gitarren, die klingen trocken angespielt, also ohne Kabel und Verstärker, richtig gut und machen einen guten Ton. Am Verstärker, klingen sie dann matt oder nicht richtig gut. Das sollte man durchaus einkalkulieren. Wenn das Instrument an sich (trocken) gut ist, kann man mit den richtigen Ersatzteilen durchaus Wunder bewirken.

 

P.F.:        So wie bei Deiner emeraldgrünen Stratocaster?

P.B.:        Ob es „emeraldgrün“ ist, weiß ich nicht, vielleicht „Lake-Placid-Grün“. Farbe ist aber egal. Es ist ein USA Sondermodell, mit „matching headstock“ und die, die nur unveränderte Instrumente historisch korrekt gut finden, werden jetzt vermutlich eher ärgerlich. Ich habe nach und nach einiges ausgetauscht und die Ersatzteile waren später im Preis höher als das Ur-Instrument.

Zunächst einmal tauschte ich die Tonabnehmer/pickups aus, gegen das aktive „Dave-Gilmour-Set“ von EMG.

Das hatte zudem eine schöne Perloid (?) Schlagplatte. Sah einfach viel besser aus als die originale weiße.

Und klang wirklich viel, viel besser und variabler. Dann baute ich locking Tuner in den headstock, damit die Stimmung besser hielt, ebenfalls ein neues Wilkinson Tremolosystem.

 

P.F.:        Die Original Tremolosystem der Stratocasters sind nicht die besten, oder?

P.B.:        Würde ich so sagen. Aber ich weiß das auch erst seit meiner PRS Custom – dort ist das beste System, was ich kenne. Aber zurück zur Stratocaster. Und, um aus der Gitarre ein richtiges „Turbotriebwerk“ zu machen, baute ich noch einen Booster von „Villex“ ein. Noch 2 bessere Gurtaufhängungen und das Instrument war auf einmal mehr als doppelt so teuer!

 

P.F.:        Das geht ja schnell heute!

P.B.:        Ja, aber, wenn es den Sound verbessert und die Bespielbarkeit erleichtert, hat es durchaus seinen Sinn. Ich lese ab und zu von Musikern, die ganz stolz behaupten, man müsse mit dem „Schrottinstrument kämpfen“, um einen guten Sound zu erzielen … und ich denke immer, o.k., die wollen sich damit nur wichtig machen. Die Musik mag ja im Ausdruck durch den „Kampf“ gewinnen … aber ein wenig Masochismus ist bei denen ja auch nicht ganz von der Hand zu weisen, im wahrsten Wortsinn.

Ich denke da anders, je leichter man es sich machen kann durch die Hardware, desto mehr Konzentration und Gefühl geht ins Eigentliche über, in die Musik und auch ins Feeling.

P.F:         Man muss also den Blues nicht in blutigen Händen fühlen?

P.B.:        Ich denke, nein. Man hat es auch so schon oft sehr schwer mit sich und der Materie, warum das Ganze dann noch forcieren? Nur, damit man sich selbst als Held darstellt? Das ist schon etwas krank, oder?

Ich denke da anders, und bin ja nicht allein. Jemand wie Billy Gibbons zum Beispiel, er spielt nur noch Sonderanfertigungen, die erstens sehr leicht sind und zweitens einen 0,07er Satz Saiten aufgezogen haben! So was Dünnes gibt es hier gar nicht zu kaufen. Den Sound macht dann ein ausgeklügeltes System von EQs etc, so daß jedes seiner „Leichtgewichte“ wie „Pearly Gates“, seine geliebte Les Paul, klingt.

 

P.F.:        Und mit was für einem Sound! Großartig! Was für Saiten spielst Du?

P.B.:        Auf E-Gitarren hatte ich lange 0,09er Saiten. Damals gab es kaum Auswahl. 0,09er, 0,10er und dann war es auch schon oft Schluss. Heute kann man die Stärken innerhalb des Satzes unterschiedlich kaufen.

0,09er Sätze mit dickeren Bass-Saiten finde ich schon klasse, besonders auf Singlecoil-Gitarren.

Aber das kommt aufs Instrument an. Inzwischen „fahre“ ich auf speziellen Gitarren schon 0,10er Sätze, in Richtung Jazz-Gitarren/Halbakustische Gitarren auch schon stärkere Kaliber, 0,12er oder 0,13er … oder gleich die richtigen Jazz-Sätze.

Bei Akustikgitarren sind die Stärken ja auch schon sowieso 0,11er oder 0,12er …

 

P.F.:        Das kann man nicht so verallgemeinern, oder?

P.B.:        Nein. Man muss experimentieren und ausprobieren. Was nützt ein Mördersound, wenn hinterher die Finger zu weh tun? Dann muss man andere Saiten aufziehen, bei gleicher Stärke mit weniger „Tension“, also Spannung … die sind dann gefühlt weicher.

Und ehrlich gesagt, was solls? Bei E-Gitarren ist das Instrument sowieso Gitarre-Kabel-(Effekte-)Verstärker.

Dann dreht man etwas mehr auf und hat auch einen starken Sound.

 

P.F.:        Dann muss man auch nicht „so reinhauen“ in die Saiten?

P.B.:        Au contraîre! Gitarren soll man sowieso sehr sanft behandeln, sie haben es verdient. Lass den Verstärker die Lautstärker machen und überreize die Dynamik am Instrument nicht unsinnig … besonders, wenn es nicht wirklich nötig ist. Ebenso kann es keinesfalls schaden, das Instrument zu warten und auch mal zu putzen. Es gibt zwar „Vollpfosten“, die behaupten, die „Klampfe“ sei nur ein Werkzeug, das müsse man nicht pflegen … aber das sind nur faule Ausreden. Ein Handwerksmeister würde einem Auszubildenden, der so schlampig mit dem Werkzeug umgeht, auch zumindest verbal dasselbe um die Ohren hauen. Zu Recht!

 

P.F.:        Man darf es natürlich nicht übertreiben mit der Poliererei …

P.B.:        Richtig. Zumal es in meinem Fall auch fast einen ganzen Tag dauert, alle Gitarren einmal durchzupolieren … oder zumindest einen langen Nachmittag. Da reicht dann „Staub-Abwedeln“ schon mal und ab und zu dann mal richtig polieren. Das sieht dann auch besser aus.

 

P.F.:        Und man freut sich dann, das Instrument zu sehen (siehe oben!)…

P.B.:        Genau. Und es fasst sich auch angenehmer an. Staubwedeln kann man auch die Bodeneffekte, das Effektbord und das andere Geräte-Instrumentarium … es erleichtert einfach auch die Arbeit über die Jahre.

Ich decke zum Beispiel mein Roland VS 2480 und meine Tascam-Live Mischpult immer ab. Eine passende Plexiglas-Scheibe verhindert, daß Staub in die Fader kommt. So laufen sie länger ohne Störgeräusche. Ein ganz klein wenig Aufwand und Sorgfalt und die ja auch teure Technik hält einfach länger und verlässlicher.

 

P.F.:        Wie sieht es mit Kabeln aus?

P.B.:        Man sollte nur die bestmöglichen (im Rahmen des Budgets) Kabel kaufen und verwenden. Auf Effektboards möglichst kurz, am besten passend selbst anfertigen (oder anfertigen lassen), zur Aufnahme ebenfalls möglichst kurz, man braucht, wenn man direkt einspielt in den Mixer nur ein 2 m Kabel bester Qualität, das muss nicht 10 m lang sein. Und, wenn möglich, d.h. die Gitarre einen XLR Ausgang hat, eben den nehmen. Es lohnt sich auch, die Kabel ab und an mit einem Messgerät durchzuprüfen, die defekten auszusortieren und zu reparieren. Es ist mehr als ärgerlich, vor einem Auftritt festzustellen, daß Wackelkontakte oder Defekte die Kabel unbrauchbar machen und man dann keine funktionierenden dabei hat. Ebenfalls die Batterien prüfen und immer, also immer (!) möglichst Ersatz dabei haben, am Besten, alles doppel und meinetwegen dreifach … dann passiert zwar garantiert nichts, aber aus Erfahrung weiß ich, daß der Bandkollege dann wieder mal mit defektem Material angerückt ist und im Sinne des Ganzen kann man dann aushelfen. Das gilt auch für Saiten etc.!

 

P.F.:        Das treibt natürlich den Aufwand in die Höhe!

P.B.:        Klar! Aber das ist die Entscheidung, die man machen muss, entweder oder, und das VOR der Entscheidung, ob man live auftreten will oder nicht. Eins zieht das andere nach sich, manchmal sofort, manchmal später. Ich habe einmal bei meinem ersten Alexis-Korner-Konzert, daß ich sehen durfte, in die Garderobe gucken dürfen und da stand eine Riesenkiste (heute heißt das Flight-Case) nur mit Saiten. Nicht so Sätze in der Plastiktüte, nein, sortiert, offen .. ganz viele. Haben sicher für Jahre gereicht. Aber: alles war da, Ersatz war sofort aufzuziehen … and the show could go on! Darum geht es doch. Und darum, daß man nicht vor dem Auftritt, der sowieso viel Schweiß und Nerven kostet, vorher, dabei und hinterher, sich durch Versäumnisse (Dummheit?) noch mehr Stress macht. Soviel sollte einem die eigene Gesundheit auch schon mal wert sein.

 

P.F.:        Ja, das weiß man inzwischen leider auch aus Erfahrung.

P.B.:        Junge Menschen lernen ja auch dazu, da soll man ja hoffnungsvoll sein.

 

P.F.:        Okay, das soll es jetzt erst einmal gewesen sein.

P.B.:        Danke an die Leser, die sich die Mühe gemacht haben, das alles aufmerksam durchzulesen. Natürlich gebe ich gern Rede und Antwort auf Fragen, nur Mut, wenn ich sie beantworten kann, stellt mir Fragen!

 

P.F.:        Da loben wir uns ja die e-mails, die Telefaxe, die Anrufe und sogar die Briefe mit der guten alte Post!

P.B.:        Genau. Ciao!

Natürlich nur ... eine Schokoladen-"Zigarette"!

Die im Text dann wohl leider nicht erwähnten -wichtigen!- Lehrbücher:

(Die einzigen, aus denen ich wirklich mal was gelernt habe!)

BEATLES COMPLETE

 

Songs, Texte,

AKKORDE in TAB Griffbildern ... 

 

 

AKKORD + RYTHMUS JAZZGUITAR

Autor: Fred Harz

 

Harmonien,

Zusammenhänge und

Akkorde in TAB-Griffbildern